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Die Siebzig aber kehrten mit Freuden zurück und sprachen: Herr, auch die Dämonen sind uns untertan in deinem Namen.” (Lukas 10,17)

Erfolgsmenschen sind gefragt. Das Leben erfordert Tätigkeit, und je größer der Erfolg ist, desto größer der Anreiz zu verstärkter Tätigkeit. So entsteht ein Kreislauf, der den Menschen mit sich fortzureißen droht, und der Erfolg wird bald zum Selbstzweck. Immer noch mehr erreichen, mehr Anerkennung, mehr Geld!

Auch Gläubige sind in Gefahr, sich davon mitreißen zu lassen. Wie ernst ist da das Wort, das einst Israel galt:

Da gab er ihnen ihr Begehr, aber er sandte Magerkeit in ihre Seelen(Psalm 106,15)

Das geistliche Leben verflacht, die Freude im Herrn schwindet, und das Interesse an seinen Belangen nimmt immer mehr ab.
Aber es gibt auch so etwas wie „geistliche Erfolge“. Die Siebzig freuten sich über das, was sie für den Herrn zu tun imstande gewesen waren. Zwar fügen sie hinzu „in deinem Namen“, aber da war doch auch die Befriedigung über die Fähigkeit, die ihnen verliehen war. Deshalb gibt der Herr ihren Gedanken eine andere Richtung:

Darüber freut euch nicht, dass euch die Geister untertan sind; freut euch vielmehr, dass eure Namen in den Himmeln angeschrieben sind(Lukas 10,20)

Das hatten sie nicht bewirken können, das war sein Werk. Der Apostel Paulus schrieb an die Korinther:

Was aber hast du, das du nicht empfangen hast? Wenn du es aber auch empfangen hast, was rühmst du dich, als hättest du es nicht empfangen?(1. Korinther 47)

Alles ist verliehene Gnade, nichts kommt von uns selbst. Lasst uns in Demut den uns zukommenden Dienst für Ihn tun, zu seinem Ruhm und nicht, um sichtbare Erfolge vorweisen zu können. Für Ihn zählt nur das, was Er selbst in uns wirken konnte.

Gewiss, Gott ist Israel gut, denen, die reinen Herzens sind. Ich aber — wenig fehlte, so wären meine Füße abgewichen ... Denn ich beneidete die Übermütigen, als ich das Wohlergehen der Gottlosen sah, bis ich hineinging in die Heiligtümer Gottes und jener Ende gewahrte.(Psalm 73,1-3.17)

Mit dem Psalmdichter Asaph werden alle Gläubigen bestätigen können: Gott ist denen „gut“, d. h. zugeneigt, die reinen Herzens sind.
Asaph diente Gott mit Aufrichtigkeit und Hingabe. Aber er wurde unsicher, als er sein Los mit dem Leben der Menschen verglich, die gar nicht nach Gott fragten. Da sah er, dass es den Gottlosen in irdischer Beziehung oft besser geht als den Gläubigen, die unter der Erziehung Gottes manches zu lernen haben. Und mehr noch als ihr äußerer Wohlstand erbitterte ihn ihre scheinbar ungestrafte Großsprecherei gegen Gott.
Wie ein Schrei der Verzweiflung klingt da sein Ausruf: „Gewiss, vergebens habe ich mein Herz gereinigt“ (V.13).

Doch es gab eine Wende in Asaphs beschwerlichem Grübeln. Wie eine Erlösung war es für ihn, als er „in die Heiligtümer Gottes hineinging“ und ihm aus der Sicht Gottes das Ende der Gottlosen bewusst wurde. Asaph hatte in seinen Überlegungen den Schluss-Strich zu früh gezogen, und da war seine Rechnung nicht aufgegangen. Aber die Abrechnung kommt nicht in diesem Leben; sie kommt erst danach, und dann wird alles ins rechte Licht gerückt. „Gewiss, du stürzt sie hin zu Trümmern“, so sieht Asaph das Gericht, während seine eigene Erwartung auf die kommende Herrlichkeit gelenkt wird.
Auch wir sollten in Tagen der Prüfung mit unseren Herzen nahe beim Herrn bleiben, damit wir von dort aus „... die Leiden der Jetztzeit ...“ im Licht der „... zukünftigen Herrlichkeit ...“ sehen, „... die an uns offenbart werden soll ...“ (Römer 8,18).

Wen habe ich im Himmel? Und neben dir habe ich an nichts Lust auf der Erde. Vergeht mein Fleisch und mein Herz - der Fels meines Herzens und mein Teil ist Gott auf ewig.(Ps.73,25.26)

Der Römer Paulinus (353-431), ein früherer Konsul, der Christ geworden war, sagte einst, als die Stadt, in der er wohnte, von den Barbaren eingenommen und ausgeplündert wurde: „Herr, lass mich nicht um mein verlorenes Gold und Silber trauern, denn Du bist alles.“
Wer in der vom Besitz beherrschten Welt Gott zum Vater hat, der hat den Inbegriff aller Güter und Schätze. Doch auch bei Kindern Gottes kann es vorkommen, dass sie einen finanziellen Verlust tief und anhaltend betrauern - und darüber ihr inneres Leben verkümmern lassen. Dann sind sie dem Herrn undankbar und machen Ihm Unehre unter solchen Verwandten und Bekannten, die Gott nicht kennen - und auch unter den Gläubigen.
Mephiboseth, der Sohn Jonathans, des Freundes Davids, kann uns hier ein Vorbild sein. David hatte ihm aus Zuneigung zu Jonathan ein Erbteil gegeben. Doch Ziba, der Knecht Mephiboseths, war durch Verleumdung in den Besitz dieses Erbes gekommen. Als der König nachher die Lüge Zibas erkannte, gebot er, dass ein Teil der Güter an Mephiboseth zurückgegeben werden sollte. Aber was sagte dieser? „Er mag auch das Ganze nehmen, nachdem mein Herr, der König, in Frieden in sein Haus gekommen ist(2.Samuel19,31).
Diesem so reich begnadeten Mann war das Glück seines Königs genug. Die Frage des Psalmdichters Asaph: „Wen habe ich Himmel?“, hilft auch uns heute zu einer guten Ausrichtung unserer Gedanken und Ziele. Wenn wir darüber nachsinnen und es tief ins Herz fassen, kommen auch wir zu dem Ergebnis:
Neben dir habe ich an nichts Lust auf der Erde. Denn ihr habt um den Preis eurer Seelen geirrt.(Jeremia42,20)
Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt und seine Seele einbüßt?(Markus8,36)

Man erzählt sich die Geschichte von einem berühmten Jongleur, der aus der Fremde zurück kehrte und seine ganzen Ersparnisse in einem einzigen sehr wertvollen Diamanten angelegt hatte. Auf der Brücke des Schiffes jonglierte er zum Spaß mit Äpfeln. Als die Fahrgäste sich um ihn scharten, nahm er seinen Diamanten und fing an, ihn in die Luft zu werfen - immer höher. Die Leute warnten ihn eindringlich, er solle aufhören. Aber ganz begeistert und seiner Erfahrung sicher wollte er ihn ein letztes Mal noch höher werfen. Der Diamant glitzerte in der Sonne und - fiel ins Meer.
Verloren für immer!
Diese Geschichte, für die wir uns übrigens nicht verbürgen wollen, erinnert daran, dass viele Menschen auf ähnliche Weise mit ihrer Seele spielen. Gott sagt, dass die Seele kostbarer ist als alle Reichtümer der Welt, denn „... was wird ein Mensch als Lösegeld geben für seine Seele?(Matthäus16,26). Wie reich einer auch ist, er „... vermag keineswegs seinen Bruder zu erlösen, nicht kann er Gott sein Lösegeld geben. Denn kostbar ist die Erlösung ihrer Seele, und er muss davon abstehen auf ewig(Psalm49,8.9).
Auch für unsere ewige Zukunft besteht die Gefahr, dass jemand auf seine Fähigkeiten vertraut, auf seine Intelligenz und Findigkeit, mit jeder Lage fertigzuwerden. Aber das ist Hochmut. Wer glaubt, sein Leben im Griff zu haben, täuscht sich. Plötzlich „... fordert man deine Seele von dir ...(Lukas12,20). Und was dann?
Vor allem Kinder gläubiger Eltern, die ja den Weg zum Herrn Jesus kennen, sollten die entschiedene, klare Bekehrung nicht hinauszögern. Glaube nicht, du könntest noch „ein letztes Mal jonglieren“!

Quelle:
Der Herr ist nahe
CSV-Verlag - 42490 Hückeswagen